Partner für soziale Arbeit

Aktuelles

  • Schlagwort Aus dem Verband
  • Organisation Serie: Bezahlbare Wohn- und Gewerbemieten sichern ein soziales Berlin!
  • Art Meldungen
  • Veröffentlichungsdatum 17.03.2022

Mit Beeinträchtigungen gut leben - „Prima Bude“ vom Pfefferwerk

Serie: Bezahlbare Wohn- und Gewerbemieten sichern ein soziales Berlin!

© Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH

Eigentlich planten wir 2017 ein inklusives Haus in Pankow, als wir plötzlich das Angebot für die Boothstraße 17 in Lichterfelde Ost erhielten. Entsprachen die baulichen Voraussetzungen unseren Anforderungen? Wir wünschten uns nämlich Einzelzimmer mit eigenem Bad, Gemeinschaftsräume für Wohngemeinschaften, einen Saal mit Küche für gemeinsame Treffen und einen Aufzug. Alles passte und 2018 kauften wir das ehemalige Pflegeheim mit seinen zwei Häusern und einem großen Garten.

Unsere Ideen für die Nutzung waren und sind vielseitig. Natürlich wollten wir auch die Ideen der künftigen Bewohnerinnen und Bewohner berücksichtigen. So bewarben wir uns auf die Ausschreibung „Prima Bude“ der Stattbau Stadtentwicklungsgesellschaft mbH, die die Begleitung und den Umbau von Wohngruppenräumen beinhaltete. Wir erhielten den Zuschlag und veranstalteten zunächst zwei partizipative Workshops zur Gestaltung der zukünftigen WG und des Geländes. Da wir noch keine echten Bewohnerinnen und Bewohner hatten, luden wir Studierende, junge Menschen mit Beeinträchtigung und ihre Eltern sowie Pfefferwerk-Mitarbeitende ein. Die Workshops wurden von Stattbau geleitet und ausgewertet. Anschließend planten wir gemeinsam den Umbau, die Renovierung und die Einrichtung.

Unser gemeinsames Ziel war nicht nur eine gemütliche „Prima Bude“ zum Wohlfühlen, sondern auch Barrierefreiheit. Am Grundriss konnten wir nichts ändern. Die Flure sind schmal, die Bäder klein und trotzdem entschieden wir uns für barrierefreie Küchen, einen Plattformlift und Flure in verschiedenen Farben. Den alten Speisesaal bauten wir in einen multifunktionalen Gemeinschaftsraum um. Um dort hinzugelangen, muss man den Aufzug nehmen, der aber nur über fünf Stufen zu erreichen ist; also brauchten wir einen Plattformlift.

Wir eröffneten in der Boothstraße 2019 zwei ambulante Wohngemeinschaften, vier Studierenden-WG und Appartements. Gemeinsame Treffen, Aktionen und nachbarschaftliches Miteinander sollten das inklusive Haus prägen. In den Wohngemeinschaften wurden Freundschaften geschlossen, die Bewohnerinnen und Bewohner trafen sich zum Tischtennisspielen, zum Kochen und Quatschen. Leider sind wir durch die Corona-Pandemie im Zusammensein zurückgeworfen worden. Highlights waren immerhin unsere Garteneinsätze, die ein Miteinander an der frischen Luft ermöglichten.

Seit Juli 2021 haben wir in den Studierenden-WG nun auch sechs Zimmer für betreutes Einzelwohnen, BEW, von Menschen mit Beeinträchtigung. Die Kommunikation und Betreuung dieser gemischten WG übernehmen die pädagogischen Mitarbeitenden des BEW und die Hausleitung des inklusiven Wohnens. Die Idee für das BEW entstand, als einige junge Menschen aus den ambulanten WG gern noch selbstständiger leben wollten. Im bekannten Rahmen mit Freundinnen und Freunden sowie Nachbarinnen und Nachbarn können sie sich nun mit weniger Betreuung weiterentwickeln, bevor sie dann später in die eigenen vier Wände ziehen. Damit bieten wir Varianten an und ermöglich neue Chancen.

Im Herbst 2021 eröffneten wir das Atelier Booth 17 für kreative und künstlerische Betätigung, Begegnung und Austausch von Menschen mit und ohne Behinderung und außerdem 14 Plätze im Beschäftigungs- und Förderbereich Tagesstruktur.

Unser inklusives Haus ist nun nicht nur Wohnraum, sondern auch Kunst-, Kommunikations- und Arbeitsort und immer im Wandel für Inklusion begriffen.

Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH

Aktuelles