Kämpfen und anderen Frauen Kraft geben
Zum 3. Mal wurden die PIA-Bärinnen an engagierte Frauen mit Behinderungen vergeben
„Sind das nicht vier Power-Frauen?“, fragte Stefan Dominik Peter ganz am Ende der Verleihung des PIA-Preises 2022. Es war der Moment, als sich die Preisträgerinnen zu einem Gruppenfoto versammelten. Die Frage des Vorstandsvorsitzendes des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Berlin war rein rhetorisch, denn in den vorangegangen zwei Stunden hatten die 40 Teilnehmenden der Preisverleihung im Bürgerzentrum Neukölln die beeindruckenden Lebensgeschichten dieser Frauen gehört. Jede von ihnen ist eine Power-Frau. Seit Jahren kämpfen sie dafür, dass Berlin behindertenfreundlicher und damit menschenfreundlicher wird. Die Preisträgerinnen sind Beate Ender, Katharina Holl, Jennifer Maslowski und Svenja Steinke.
Beate Ender engagiert sich unter anderem im Fahrgastbeirat auf Landesebene für die Rechte von Behinderten in Mobilitätsfragen. Die Laudatorin beschrieb die Preisträgerin als eine eher zurückhaltende Person, die dennoch kämpferisch ihr Ziele für ein selbstbestimmtes Leben für alle verfolgt, manchmal auch recht lautstark. Katharina Holl vom Netzwerk behinderter Frauen Berlin e.V. erhielt den PIA-Bären für ihr Engagement, das sich unter anderem im Landesbehindertenbeirat zeigt. Als klare, geradlinige Person mit sehr viel Herzenswärme wurde die Geehrte in der Lobrede beschrieben.
Fast 5000 Abonnenten kennen Jennifer Maslowskis Videos aus dem Internet. Zusammen mit ihrem Partner Salomo Swoboda hat sie den A Fair Future e.V. gegründet. Sie teilt ihre wertvollen Tipps zur erfolgreichen Beantragung von Hilfsmitteln digital und hilft so anderen behinderten Menschen, auf Augenhöhe mit der Krankenkasse zu kommunizieren. „Dass eine Frau mit Muskelschwäche anderen Menschen Kraft gibt, das klingt erstmal seltsam. Aber genau das macht Jennifer so besonders“, sagte Salomo Swoboda in der Laudatio. Aufgeben ist keine Option für die Geehrte, genauso wenig wie für Svenja Steinke, die ebenfalls eine PIA-Bärin erhielt. Svenja Steinke kämpft wie die anderen Preisträgerinnen für sich selbst und für andere gleichermaßen. So klagt sie beim Jugendamt Pankow auf ihr Recht, Pflegemutter zu werden. Darüber hinaus setzt sie sich bei der Freiwilligenagentur Pankow für Beratungen auf Augenhöhe ein.
Die vier mit den PIA-Bärinnen geehrten Frauen sind so verschieden wie ihre Beiträge für ein besseres Zusammenleben aller Menschen und für die Rechte von Behinderten. Gemeinsam haben sie, dass sie selbst für jede Selbstverständlichkeit kämpfen mussten – sei es Bildung, Menschenwürde, Selbstbestimmung, Unterstützung durch den Staat oder ein diskriminierungsfreies und erfülltes Arbeitsleben. Mit ihrem Vorbild leben sie das, was Preisträgerin Svenja Steinke während der Veranstaltung sagte: „Haltet durch bei den Dingen, die ihr erreichen wollt – es lohnt sich!“
Professor Barbara John hatte bei dem Festakt auf die Bedeutung des PIA-Preis hingewiesen, der die Leistungen von Frauen mit Behinderungen würdigt. Die Ehrenvorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Berlin sagte: „Frauen mit ihren Fähigkeiten müssen öffentlich wahrgenommen werden. Das Berliner Beispiel sollte Schule machen. Berlin ist bisher das einzige Bundesland, das einen solchen Preis hat“. Der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin hat den PIA-Preis in diesem Jahr zum dritten Mal verliehen. PIA steht für Paritätischer Preis für Frauen mit Behinderungen in Aktion. Der PIA-Preis 2022 wurden einen Tag vor dem Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen am 3. Dezember vergeben. Jeder der Preise ist mit 4000 Euro dotiert, die für Berliner Projekte im Bereich der Behindertenförderung zur Verfügung stehen.
Text: Dominique Hensel