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  • Organisation Die Trauerwanderreise der Björn Schulz Stiftung ist für Menschen entwickelt, die den Verlust eines jungen Menschen verarbeiten
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  • Veröffentlichungsdatum 23.02.2022

Trauern. Wandern. Reisen.

Die Trauerwanderreise der Björn Schulz Stiftung ist für Menschen entwickelt, die den Verlust eines jungen Menschen verarbeiten

Die Reise startete an einem Oktobersonntag 2021 bei sonnigen 26 Grad. Am Bahnhof Kiefersfelden in Oberbayern begrüßt Wanderführer Bernd die Teilnehmerinnen. Erleichterung liegt auf den Gesichtern, denn trotz ausgefallener Züge sind alle angekommen. Schon jetzt heißt es, den Blick nach vorn zu richten: Wer sind die anderen? Was erwartet mich? Schnell entstehen erste Gespräche und man lernt sich behutsam kennen. Wer möchte, erzählt von sich – alles kann, nichts muss. Neben Wanderführer Bernd wird Therapeutin Andrea die sechs Teilnehmerinnen vier Tage lang auf ihrer Reise begleiten.

Die längste Tagesetappe erstreckt sich auf knapp 20 Kilometer. Oder wie es die App einer Teilnehmerin ausdrückt: „In Berlin hätten wir jetzt 149 Stockwerke geschafft – natürlich ohne Fahrstuhl.“ Doch hier sind sie fernab von Berlin und Stockwerken und Alltag. Der Blick ist nach vorn gerichtet und das aus gutem Grund. Streckenweise dürfen die Gedanken nicht abschweifen, denn auf Steigen mit nassen Wurzeln und losen Steinen will jeder Schritt gut, bewusst und richtig gesetzt sein. Ein Schritt nach dem anderen. Genauso geht es aber auch darum, stehen zu bleiben, aufeinander zu warten, innezuhalten und zurückzuschauen. Die Teilnehmerinnen haben Wegbegleitung auf der Reise und sind gleichzeitig Wegbegleitung für die anderen. Sie sammeln Erfahrungen, grenzen sich ab, nur um sich im nächsten Augenblick wieder verbunden zu fühlen.

Das Wetter ist durchwachsen und Wasser in allen Formen ein ständiger Begleiter – ob als Wolken, Regen, Niesel, Bäche oder Bergseen. Gelegentlich bricht die Sonne durch, wärmt und trocknet. Am letzten Tag schneit es zum ersten Mal. Für diese Jahreszeit ist das im Gebirge nichts Ungewöhnliches, für die sechs Wanderinnen aus dem Tiefland kommt es dennoch als eine schöne Überraschung.

Um das leibliche Wohl, um Brot- und Kuchenzeiten auf Almen und Hütten kümmert sich der Wanderleiter ebenso wie um die Organisation von Einkehr und Transport. Die Wandergruppe übernachtet, bis auf die letzte Nacht, in Einzelzimmern. So bietet sich die Möglichkeit, nach einer langen Tour den eigenen Raum zu genießen und die Füße hochzulegen. Für die innere Einkehr und Stärkung während der Wanderetappen macht Therapeutin Andrea begleitende Angebote. Es entstehen Zwiegespräche; andere wiederum lauschen einfach nur dem Bergbach, kommen in Verbindung mit der Natur und mit sich selbst.

Nach vier Tagen ist das große Ziel erreicht: die Bergstation Rofanseilbahn. Mit der Gondel geht es hinab ins Tal. Am Ende steht die Erfahrung, es geschafft zu haben. Und nicht nur das: Alle haben für sich herausgefunden, was guttut und Kraft gibt und wie sie damit eine Brücke in den Alltag schlagen können. Sie wissen, wie es ist, in der Gruppe unterwegs und doch Individuum zu sein.

Die Trauerwanderreise ist ein jährliches Angebot.

Ulla Raike, Björn Schulz Stiftung

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