T4-Gedenkveranstaltung am 27. Januar 2023
Kranzniederlegung am Gedenk- und Informationsort T4 und Lesung mit Helga Schubert im Gedenken an die Opfer der „Euthanasie“-Verbrechen während der NS-Zeit
Am 27. Januar gedenken wir der Millionen Opfer des Nationalsozialismus. Unter ihnen waren auch mehrere Hunderttausende Kinder, Männer und Frauen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen.
In den vergangenen zwei Jahren war wegen der Corona- Pandemie- nur ein stilles Gedenken möglich. In diesem Jahr können die Kranzniederlegung und das Gedenken wieder gemeinsam stattfinden. Dazu lädt Sie der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel, herzlich ein: Am 27. Januar 2023 um 11:25Uhr können wir am Denkmal in der Tiergartenstraße 4 zusammenkommen, um gemeinsam der Opfer der sogenannten Euthanasie und Eugenik und ihrer Angehörigen zu gedenken In der Tiergartenstraße 4 befand sich die „Zentraldienststelle“ der Nationalsozialisten. Von hier aus wurde die systematische Krankentötung von Patientinnen und Patienten in den Heil- und Pflegeanstalten geplant und organisiert („Aktion T4“).
Eine gelebte inklusive Erinnerungskultur ist für Jürgen Dusel von besonders großer Bedeutung. Deswegen ist es wichtig in diesem Jahr wieder eine gemeinsame Gedenkveranstaltung in der Tiergartenstraße 4 zu haben. Die Kranzniederlegung wird begleitet von Mariano Domingo (Musiker und Leiter des Orchesters Werkstatt Utopia.)
Im Anschluss, um 12:30Uhr, wird es zudem im Foyer der Berliner Philharmonie eine Lesung mit der Autorin Helga Schubert geben. Das Foyer befindet sich in direkter Nähe zum Gedenkort und ist barrierefrei.
Helga Schubert wurde 1940 geboren und hat in ihrem „deutschen Jahrhundertleben“ drei Staatssysteme miterlebt: Als Kind erlebte sie die Gräueltaten des Nationalsozialismus, nach Kriegsende lebte und arbeitete sie mit ihrer Familie in der DDR und feierte erste schriftstellerische Erfolge. Im Jahr 2020 wurde sie für die fiktionale Aufarbeitung ihrer Erfahrungen und Erinnerungen mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet.
Aus Anlass des Gedenktages liest Helga Schubert am 27. Januar aus ihrem 2021 neu bei dtv aufgelegtem Buch „Die Welt da drinnen“, in dem sie sich intensiv mit dem Thema „Euthanasie“ auseinandersetzt:„In der Schweriner Nervenklinik werden 1941 im Rahmen nationalsozialistischer Euthanasie 179 Patienten als „lebensunwert“ ermordet. Ihre Akten bleiben auch nach dem Ende der Nazizeit unter Verschluss – im Ministerium für Staatssicherheit der DDR –, bis sie nach der Wende 1990 ins Berliner Bundesarchiv gelangen, wo Helga Schubert sie auswertet. Entstanden ist keine historische Studie, sondern ein bewegendes und einzigartiges Stück Literatur: In ›Die Welt da drinnen‹ erzählt Helga Schubert von der Innenwelt der „Wahnsinnigen“ und der wahnsinnigen Außenwelt ihrer Ärzte und Pfleger.“ (Quelle: Die Welt da drinnen von Helga Schubert | dtv Verlag)
Gerahmt wird die Lesung von Helga Schubert mit Musik des Projekts Werkstatt Utopia unter der Leitung von Mariano Domingo. Außerdem planen wir einen Austausch von Jürgen Dusel mit Irit Kulzk vom Förderkreis T4 e. V. sowie ein Gespräch mit Helga Schubert selbst. Das Publikum hat Gelegenheit der Autorin Fragen zu stellen.
Programm im Überblick
- 11:25 – 11:45 Uhr | Blaue Wand, Gedenk- und Informationsort für die Opfer der NS-„Euthanasie“-Morde in der Tiergartenstraße 4, 10785 Berlin
- Rede des Behindertenbeauftragten der Bundesregierung Jürgen Dusel
- Kranzniederlegung und Schweigeminute
- Musikalische Begleitung mit Klarinette von Mariano Domingo
- 12:30 – 14:30 Uhr | Berliner Philharmonie, Herbert-von-Karajan-Straße 1, 10785 Berlin
- Gespräch mit Irit Kulzk, Förderkreis Gedenkort T4 e. V.
- Lesung von und Gespräch mit Helga Schubert, Autorin
Musikalische Begleitung durch die „Werkstatt Utopia“ unter der Leitung von Mariano Domingo, 1. Violin: Kerstin Beckmann, 2. Violin: Elmen Goßow, Viola: Irene Lahiri, Violoncello: Friederike Bauer-Eschen, Klarinette: Mariano Domingo
Moderation: Jürgen Dusel, Behindertenbeauftragter der Bundesregierung