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  • Organisation Gegen Kürzungen im "Landesprogramm Familienzentren"
  • Art Meldungen
  • Veröffentlichungsdatum 29.01.2024

Offener Brief: Mehr Geld für Familienzentren!

Gegen Kürzungen im "Landesprogramm Familienzentren"

© Martin Thoma

Sehr geehrte Frau Senatorin Günther-Wünsch, 
sehr geehrte Bezirksbürgermeisterinnen und Bezirksbürgermeister,
sehr geehrte familienpolitische Sprecherinnen und Sprecher,

seit dem 01.01.2022 ist das Familienfördergesetz in Berlin in Kraft. Ein fester Baustein in der Angebots- und Versorgungsstruktur von Familien sind die landes- und bezirksgeförderten Familienzentren (Angebotsform 1 „Einrichtungsgebundene Angebote“).

Die Familienzentren aus dem „Landesprogramm Familienzentren“ erhalten 2024 jeweils rund 10.300 Euro (11%) weniger Geld vom Senat.

Im Jahr 2024 entfallen für die Familienzentren des „Landesprogramm Familienzentren“ die Sondermittel für Geflüchtete. Seit 2016 gab es diese zusätzlichen Mittel. Der Wegfall von 10.300 Euro pro Zentrum verursacht deutliche Einschnitte. Mit dem zusätzlichen Geld haben die Einrichtungen in den vergangenen Jahren erfolgreich Fachpersonal und Honorarkräfte geworben, um eine niedrigschwellige  Kontaktaufnahme und die Etablierung von Angeboten für schwer erreichbare Zielgruppen wie geflüchtete Familien, armutsgefährdete Familien oder auch Familien mit behinderten Kindern zu ermöglichen. Mit den Angeboten wurden Kinder im Vorschulalter erreicht, die nicht zur Kita gehen und dadurch vermehrt Sprachdefizite aufweisen. Das Kita-Chancen-Jahr hat genau diese Kinder im Blick.

Aufgrund der niedrigeren Mittel müssen die Familienzentren des Landesprogramms Personal kürzen. Das bedeutet:

  • Honorarkräfte werden entlassen. Festangestellte Fachkräfte werden reduziert. 
  • Verringerung der Öffnungszeiten (insbesondere am Wochenende) und Erhöhung von Teilnehmendenbeiträgen
  • weniger Angebote für geflüchtete Familien und damit weniger Sprachförderung für Kinder mit Sprachdefizit
  • weniger Angebote für armutsgefährdete Familien
  • keine neuen Angebote für die neue Zielgruppe Väter
  • keine neuen Angebote für die neue Zielgruppe Familien mit behinderten Kindern

Damit werden langjährige Strukturen und Netzwerke zerstört. Bestehende Beziehungen insbesondere für schwer erreichbare Zielgruppen gehen verloren. Das betrifft besonders die Familien, die die Hilfe und Unterstützung besonders brauchen.

Die Finanzierung der bezirklichen Familienzentren ist unklar. In Berlin-Mitte sind Zentren von der Schließung bedroht. Eine Finanzierung auf dem Niveau von 2023 ist de facto eine Kürzung.

Der Berliner Bezirk Mitte hat am 16.01.2024 einen Offenen Brief veröffentlicht, in dem die drohende Schließung unter anderem von Einrichtungen der Familienförderung angekündigt wird. Weitere Kürzungen in anderen Bezirken werden befürchtet. Aktuell ist in vielen Bezirkshaushalten keine Erhöhung der Mittel für Familienzentren geplant. Eine Finanzierung der Familienzentren auf dem Niveau 
2023 ist im Jahr 2024 de facto eine Kürzung!

Es bedarf eine finanzielle Erhöhung zum Ausgleich steigender Personal- und Sachkosten, um die aktuelle Angebotsmenge zu halten. Ohne Berücksichtigung der Mehrkosten müssen die Einrichtungen Stunden von Honorarkräften und Festangestellten kürzen. Die drohenden Kürzungen im Personalbereich hätte dieselben Auswirkungen wie die geringere Finanzierung wie bei den landesgeförderten Familienzentren: weniger Angebote für Familien – insbesondere für die nun zusätzlich in den Fokus gestellten Zielgruppen Väter und inklusive Familien.

Finanzierung der Familienzentren – Familienpolitische Bewährungsprobe

Mit dem neuen Haushalt 2024/2025 werden neue Angebote angestoßen wie ein zweites Väterzentrum oder das Modellprojekt Familienzentren an Grundschulen. Diese neuen Projekte haben neue Zielgruppen im Blick und sind eine Bereicherung der Angebotslandschaft auf Grundlage des Familienfördergesetzes. Zusätzlich müssen die bestehenden Angebote – das „Landesprogramm 
Familienzentren“ und die bezirklichen Familienzentren – in ihrer Angebotsmenge erhalten bleiben.

Die Erhöhung der Angebotsstunden der Angebotsform 1 ist ein Ziel des Familienfördergesetzes. Auch im Koalitionsvertrag von CDU und SPD ist das Versprechen an die Berliner Familien festgehalten, die vielfältigen, niedrigschwelligen Angebote in Familienzentren zu stärken. Dies gilt es, trotz einer angespannten Haushaltslage umzusetzen! Es ist weder nachhaltig noch sinnvoll, wenn lang etablierte Strukturen zerstört werden.

Wir appellieren an Sie, setzen Sie sich für die Berliner Familien ein!

  • Setzen Sie sich dafür ein, dass der Etat „Landesprogramm Familienzentren“ um insgesamt 500.000 Euro erhöht wird (10.300 Euro pro Familienzentrum).
  • Setzen Sie sich dafür ein, dass keine Kürzungen bei den bezirklich geförderten Familienzentren stattfinden und Kostensteigerungen berücksichtigt werden.

Verhindern Sie bitte, dass dort gekürzt wird, wo die Hilfe wichtig und dringend ist! Familien sind unsere Zukunft!

Kontaktperson

Astrid Lück
Referentin Familie / Frauen und Mädchen
Telefon: 030 86 001-230
E-Mail: lueck[at]paritaet-berlin.de

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