Unser Verein Netzwerk Spiel/Kultur Prenzlauer Berg hat seine Wurzeln in der Spielwagenbewegung Ostberlins.
Die Gründer des Vereins Netzwerk Spiel/Kultur gehörten zu den Menschen, die bereits in den 1980er Jahren in Berlin Prenzlauer Berg „Erziehung“ hinterfragten. Sie kritisierten die gängige Pädagogik und stritten mit ihren Spielaktionen für ein gleichberechtigtes Miteinander von Kindern und Erwachsenen.

Nach der Wiedervereinigung 1990 wurde Netzwerk Spiel/Kultur zum gemeinnützigen anerkannten freien Träger der Jugendhilfe und damit zum Dach unterschiedlichster Projekte und Einrichtungen.
Die Grundhaltung, aus der wir noch immer unsere Antriebsenergie beziehen, ist geblieben: Wir nehmen Kinder ernst. Unsere Vision ist es, dadurch die Welt zu verbessern.

Heute gehören zu unserem Träger der Abenteuerliche Bauspielplatz Kolle 37, die Jugendfarm Moritzhof, Kindergärten, Horte und eine Demokratische Schule. Wir beschäftigen ca. 130 Mitarbeitende.

Mit unseren Einrichtungen der Offenen Arbeit für Kinder und Jugendliche sind wir im Dachverband Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze (BDJA) organisiert und nutzen gerne die Austauschwochenenden zur Fortbildung und zum Austausch mit anderen aktiven Mitgliedern.

Die Idee dieser Form des Austausches haben wir für unsere Einrichtungen übernommen und zu einem vereinsweiten Workshop- und Austauschtag gewandelt. Wir veranstalten den sogenannten MachWerkTag seit vielen Jahren. Lediglich die Pandemie sorgte in den letzten zwei Jahren für eine Unterbrechung. Während dieser Zeit haben wir diese Veranstaltung immer hoffnungsvoll vorbereitet und alles für einen Austausch organisiert und dann kurzfristig wieder abgesagt. Diesem Aufwand wollten wir 2022 nicht schon wieder begegnen und wir waren auch wenig hoffnungsvoll, dass ein so großes Event wirklich wieder durchführbar sein wird. Also verzichteten wir auf eine intensive Vorbereitung.

Doch plötzlich waren größere Treffen und auch Veranstaltungen mit mehr als 100 Menschen wieder möglich. Gleichzeitig wurde unser Alltag durch die erschreckenden Vorgänge in der Ukraine geprägt. Daher war schnell der Entschluss gefasst, unseren diesjährigen MachWerkTag anders zu gestalten. Wir wollten wieder alle in den Austausch gehen und dabei gemeinsam etwas Gutes tun. Uns war schnell klar, dass wir keine Workshops mehr planen können, sondern eine Organisation in der Ukraine durch Spenden unterstützen wollen.

Aus unserer eigenen Demokratischen Schule gab es Kontakt zur freien Schule „Боже, вільна школа“ (internationaler Name: „One Crazy School“) in der Ukraine. Diese kleine Schule befindet sich in der Stadt Vinnytsia, ca. 200 km entfernt von Kiew. Die Schulgemeinschaft dieser ukrainischen Schule leistet seit Kriegsbeginn Unglaubliches: Rund 1.500 Geflüchtete fanden unter dem Dach der Schule schon Unterkunft und Unterstützung. Die Schule organisiert weitreichende ehrenamtliche Hilfe für Geflüchtete, lokale Krankenhäuser, Menschen in Not und Rettungsteams. Weiterhin versucht sie für Kinder und Familien wenigstens einmal wöchentlich einen Schulalltag zu gestalten und so etwas Normalität in diese erschreckende Zeit zu bringen – und alles finanziert durch Spenden und im Ehrenamt!

Zur Unterstützung dieser Schule veranstalteten wir am 13. Mai 2022 unseren diesjährigen MachWerkTag unter dem Motto „Never give up – Unterstützung für eine starke Schule in der Ukraine“. Um 10 Uhr trafen sich alle Mitarbeitenden von Netzwerk Spiel/Kultur auf dem Abenteuerlichen Bauspielplatz Kolle 37. Zu Beginn wurde ein aufgezeichnetes Interview abgespielt, um allen Mitarbeitenden aufzuzeigen, wofür an diesem Tag Spenden gesammelt werden.

Katia, eine der Gründerinnen der Schule berichtete, was die Schule mit Spenden weiter ermöglichen kann:

Das schöne Schulhaus, das die Gründerinnen und Freiwillige aus aller Welt erst 2020 nach einem Brand wieder aufgebaut hatten, dient nun als Notunterkunft. Menschen auf der Flucht werden hier mit allem Nötigen versorgt. Die Schulmitglieder unterstützen darüber hinaus vor Ort große Familien, Schwangere, Alte, Notleidende und Familien, deren Angehörige im Krieg kämpfen. Selbst lokale Krankenhäuser und Geflüchtetenunterkünfte werden mit Medikamenten und wichtiger Ausstattung versorgt. Außerdem helfen sie Teams, die Menschen aus den Kampfgebieten retten.

Schon im Vorhinein sammelten wir Sachspenden für einen Flohmarkt und planten viele Ideen für Bastel- und Aktionsstände zum Mitmachen. Gemeinsam bauten alle Mitarbeitenden am Vormittag Stände auf, sortierten Spenden und bereiteten Informationen vor. Sie tauschten sich dabei aus und verbrachten gemeinsam Zeit mit Menschen aus anderen Einrichtungen des Trägers.

Ab 14 Uhr fand dann eine große Spendenaktion mit Flohmarkt, Infoständen, Mitmach-Aktionen für Kinder, Speisen & Getränken, Musik und mehr auf dem Abenteuerlichen Bauspielplatz Kolle 37 statt.

Der offizielle Teil unseres MachWerkTages lief bis 17 Uhr, da es sich ja um eine Veranstaltung im Rahmen der normalen Arbeitszeit handelte. Viele Mitarbeitende blieben aber länger, bauten danach gemeinsam ab und räumten auch wieder auf. Wie auch bei den Austauschwochenenden des BDJA versammelten wir uns zum gemeinschaftlichen Ausklang am Lagerfeuer.

Der gemeinsame Tag aller Mitarbeitenden war ein großer Erfolg und das Wiedersehen hat auch neue Energien und Synergien freigesetzt. Auch unserem Ziel, die freie Schule in Vinnytsia zu unterstützen, sind wir ein gutes Stück nähergekommen. Im kleineren Rahmen planen wir noch weitere Aktionen, um zusätzliche Spenden zu akquirieren. Zudem wurde der Aktionstag durch eine Spendenkampagne auf betterplace (https://www.betterplace.org/de/projects/109162) begleitet.

Weitere Informationen zu unserer Aktion, Bilder und Berichte der freien Schule in der Ukraine und die Möglichkeit uns zu unterstützen gibt es unter: https://www.netzwerkspielkultur.de/nevergiveup