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  • Veröffentlichungsdatum 18.07.2023

Mit dem Master „Inklusive Bildung im Elementar- und Primarbereich“ aktiv gegen den Lehrermangel

Interview mit Prof. Dr. Tellisch anlässlich des neuen berufsbegleitenden Studiengangs an der HSAP

© Hochschule für Soziale Arbeit und Pädagogik

Seit September 2022 gibt es an der Berliner Hochschule für Soziale Arbeit und Pädagogik (HSAP)  den neuartigen berufsbegleitenden Master-Studiengang „Inklusive Bildung im Elementar- und Primarbereich“, der den Quereinstieg in das Lehramt Grundschule ermöglichen kann.

Interessant ist der Studiengang für alle, die einen Bachelorabschluss haben, im Beruf stehen und sich möglichst zügig für den Quereinstieg in den Berliner Vorbereitungsdienst qualifizieren wollen – insbesondere für Seiteneinsteigende, die bereits im Schuldienst sind und sich für die Lehrkräfte-Laufbahn qualifizieren wollen. 
Mit diesem Studienangebot  will die HSAP aktiv etwas gegen den Lehrermangel tun. Das Studium dauert vier Semester.  Die 2013 gegründete HSAP hat ihren Sitz in Alt-Stralau und bietet insgesamt fünf duale bzw. berufsbegleitenden Studiengänge in den Bereichen Soziale Arbeit und Pädagogik an. Besonderer Wert wird dabei auf ein praxisnahes Studium mit ausgeprägten theoriegeleiteten Reflexionsphasen gelegt.


Zum neuen Studiengang ein Interview mit der Vizepräsidentin für Forschung, Innovation und Qualitätswesen Prof. Dr. Christin Tellisch, Professorin für Schulpädagogik und allgemeine Didaktik:


Wann und warum haben sie den Studiengang „Inklusive Bildung im Elementar- und Primarbereich“ entwickelt?
2019 haben wir  mit Vorbereitungen begonnen. Wir haben schon Erfahrung in dem Bereich, wir haben schon berufsbegleitende Studiengänge und wissen, worauf wir achten müssen, wie wir das konzipieren müssen, wie die Zusammenarbeit mit den Praxispartnern laufen muss. Deshalb konnten wir das auch in der relativ kurzen Zeit von drei Jahren an den Start bringen. 
Die ersten Studierenden haben 2022 im Sommersemester das Studium begonnen. D.h., die ersten schreiben jetzt schon ihre Abschlussarbeit. 
Der Grund für die Entwicklung des Studiums war: Wir haben gemerkt, dass es einen enormen Bedarf gibt und auch tolle Leute, die wir gern in ihrer Weiterbildung unterstützen möchten. Und das wollen wir zusammenbringen. 
Bei dem Studium geht es immer um die Qualifizierung für den Bereich Grundschule und die Fächer Deutsch, Mathe, Sachkunde.


Was ist das Ziel?
Wir denken, dass dieser Masterstudiengang eine Antwort auf den Lehrermangel sein kann. Wir brauchen engagierte und fachlich versierte Fachkräfte, die Lust haben, mit Kindern und Jugendlichen  zu arbeiten. Der Studiengang spricht Menschen an, die Bildungsangebote mit Kindern im Alter zwischen 4 und 12 Jahren gestalten, vor allem in der Schule aber ggf. auch in der Vorschule oder an anderen Orten. Dabei hat der Masterstudiengang noch einen ganz besonderen Fokus: nämlich die Gestaltung inklusiver Prozesse. Wir denken, es ist wichtig die Lehrkräfte für die Vielfalt der Kinder zu sensibilisieren. Wir wollen die Leute so qualifizieren, dass sie auf die unterschiedlichen Voraussetzungen eingehen können. Wir wollen die Lust bei den Lehrkräften wecken, genau hinzuschauen, welches Kind bringt welches Verständnis mit, welche Voraussetzungen und es nicht einfach abzutun, wenn das Kind Sachen nicht kann und es sozusagen abzuschreiben, sondern herauszufinden, wie ich das Kind erreichen und es mitnehmen kann. Wir wollen Offenheit für jedes Kind und seine besonderen individuellen Voraussetzungen. 


Was zeichnet diesen neuen Studiengang aus? 

Soweit wir wissen, ist dieses berufsbegleitende Modell so in Deutschland noch nicht vorhanden. Es gibt Studienmodelle wie z.B. den Quereinstiegsmaster an der FU Berlin, wo es auch möglich ist, mit einem ersten Studienabschluss reinzugehen und dann für die Bereiche Deutsch, Mathe, Sachunterricht in Richtung Grundschullehramt zu gehen. Aber das ist ganz normales Vollzeitstudium. Bei uns ist es darauf angelegt, dass die Studierenden in der Schule, in der Kita, in der Praxis tätig sind, sie bekommen berufspraktische Studienpunkte dafür angerechnet.  Mit diesem Modell sind wir ein Stück weit Vorreiter.


Wer kann sich bewerben und welche Voraussetzungen braucht es?

Als Voraussetzung braucht es neben einem Hochschulabschluss (mindestens Bachelor) eine erste pädagogische Erfahrung. Zum Beispiel haben wir eine junge Frau, die einen pharmazeutischen Abschluss hat. Sie war schon im Ganztagsangebot in der Schule tätig und hat erfahren, dass die Arbeit mit Kindern ihr so viel gibt, dass sie jetzt weitermachen will und den Master macht. Wir haben unter unseren Studierenden Musikerinnen, Theaterpädagogen, Sport- und Betriebswissenschaftler, Mathematiker, Wirtschaftswissenschaftler, Sozialpädagogen, Kindheitspädagogen. Das kann also auch ein inhaltlich entfernterer  Abschluss sein.  Und für die, die noch nicht im pädagogischen Bereich studiert haben, haben wir Module gebaut, die grundlegendes Rüstzeug auf Bachelorniveau vermitteln.  Da wollen wir ran: an Leute, die erst einen ganz anderen Weg gegangen sind und dann merken, dass das Soziale, die Arbeit mit Kindern, ihnen Spaß macht und ihnen dabei das Herz aufgeht und sie das weitermachen wollen. Wir haben aber auch Lehrkräfte, die (als Seiteneinsteigende) schon 10 oder 15 Jahre an Schulen arbeiten, aber nicht den passenden Masterabschluss vorweisen können, weil sie ihren Abschluss z.B. im Ausland gemacht haben und die das Studium als Sprungbrett in das berufsbegleitende Referendariat nutzen.


Das Studium kostet 425 Euro pro Monat, das ist nicht wenig. Gibt es Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung?
Es gibt Studierende, die haben die Möglichkeit, dass die Schulen, wo sie arbeiten, unterstützen, d.h. sie bekommen ein Teil der Stunden als Weiterbildung bezahlt oder manche finanzieren das aus dem persönlichen Schulbudget. Andere Studierende haben keine Unterstützung, der eine oder andere argumentiert, dass er/sie ja noch arbeiten gehen können und so das Studium finanzieren können. Aber es gibt auch Leute, die deshalb das Studium nicht antreten. Das tut uns natürlich weh, wenn wir merken, dass Leute das gern studieren wollen und es dann aus finanziellen Gründen nicht können. Aber anders als andere Hochschulen, erhalten wir keine Unterstützung vom Land Berlin und müssen deshalb einen Beitrag von den Studierenden erheben, um den Studiengang zu finanzieren. 


Wie lange dauert das Studium und wie läuft es ab? 
Das Studium dauert vier Semester. Ein Mal pro Monat gibt es am Wochenende (Fr/Sa) ein Blockseminar. Darüber hinaus haben wir auch mitunter Abendveranstaltungen, von 18 – 20 Uhr, und außerdem noch digitalisierte Vorlesungen, die wir zur Verfügung stellen. Wir haben kollaborative Aufgaben, also ganz viel, was über unsere Internetplattformen läuft, wo die Studierenden flexibel die Seminare und Vorlesungen belegen können. Die Blockseminare am Wochenende finden sowohl digital als auch in Präsenz statt. Wir haben die ersten Studierenden, die in deutschen Auslandsschulen sind, also z.B. zwei in Shanghai und da wird natürlich die Online-Variante bevorzugt.
Der größte Teil unserer Studierenden ist aus Berlin. Wir haben aber auch die ersten Studierenden aus Brandenburg und aus Hamburg (dort ist der Studiengang jetzt auch anerkannt). Wir merken aber, jedes Bundesland hat auf Grund des Föderalismus im Bildungsbereich seine eigenen Bestimmungen und es ist zum Teil sehr mühsam, diese Anerkennung für den Studiengang zu bekommen, obwohl ja hoher Bedarf an Lehrkräften herrscht. 


Der Studiengang läuft jetzt seit über einem Jahr. Die ersten Studierenden sind bald fertig.  Wie läuft es und was berichten die Studierenden?
Die Studierenden melden uns zurück, dass ihnen insbesondere der starke Praxisbezug und der intensive Austausch hilft, sich gut auf die Arbeit als Grundschullehrerin, -lehrer vorzubereiten. 
Sie sagen, dass es ihnen hilft, wenn sie ihre Herausforderungen aus der Praxis mitbringen und das besprechen können. Also z.B.: Ich habe 22 Kinder aus 22 verschiedenen Nationen vor mir sitzen und was mache ich da, wie kann ich da Mathe oder andere Lerninhalte gut rüberbringen? Wer hat auch diese Herausforderungen? Gerade das aus der Praxis Kommende in der Theorie zu behandeln und dann wieder Ideen aus der Theorie mit in die Praxis zu nehmen, das macht den Studiengang besonders. Wir merken auch, dass die Seminare nicht so eintönig sind, sondern es ist eine gemeinsame Gestaltung des Seminars, es werden Fragen gestellt und gemeinsam nach Lösungen gesucht. Wir sind sehr zufrieden. 


Wann startet der nächste berufsbegleitenden Studiengang für die Ausbildung von Quereinsteigern zu  Grundschullehrerinnen und -lehrern? 
Der nächste Masterstudiengang „Inklusive Bildung im Elementar- und Primarbereich“ beginnt am 1.9. 2023 und wir haben dafür noch einige wenige freie Plätze. 


Wo kann man sich bewerben und was muss man einreichen? 
Der Studiengang wird an der der Berliner Hochschule für Soziale Arbeit und Pädagogik (HSAP) angeboten. Alle weiterführenden Informationen zur Bewerbung und dem Studiengang finden Sie hier.

Bei Fragen melden Sie sich bei c.tellisch[at]hsap.de

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