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  • Veröffentlichungsdatum 21.07.2023

Hände weg von der Suchthilfe! Gemeinsam für eine bessere Zukunft

Internationaler Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende - Gemeinsam für eine bessere Drogen- und Suchthilfe in Berlin

Lila Plakat: "Gedenken und Handeln - Jetzt!
© Drogennotdienst Berlin

Anlässlich des Internationalen Gedenktags für verstorbene Drogengebrauchende am 21.07 setzte ein Berliner Bündnis aus Vista, Fixpunkt, Notdienst Berlin, JES Berlin, BERLUN, MBMC, und Deutsche Aidshilfe, mit einer öffentlichen Kundgebung am Kottbusser Tor ein öffentliches Zeichen der Solidarität, der Trauer und des Protests.

Unsere Referentin Heike Drees war vor Ort und warnte in ihrer Rede eindrücklich vor Sparmaßnahmen in der Suchthilfe.

„Die traurige Bilanz Deutschlands zeigt, dass im vergangenen Jahr 1990 Drogentodesfälle zu verzeichnen waren, ein neuer Rekord. Die Anzahl hat sich in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. Allein in Berlin sind 230 Drogengebrauchende verstorben.

Lange Zeit hat Drogenprohibition die Drogen und Suchtpolitik dominiert. Dabei gehört Drogen- und Suchtpolitik ganz oben auf die Agenda der Gesundheitspolitik: Drogen- und Suchtpolitik ist Gesundheitspolitik

Zu einer ausgewogenen Gesundheitspolitik gehört der Ausbau von Konsumräumen an weiteren Standorten. Diese Räume bieten notwendigen Schutz und einen sicheren Ort für drogenkonsumierende Menschen, wo sie das Vertrauen haben, sich aufzuhalten.

Ebenso wichtig ist der Zugang zur Substitutionsbehandlung in Drogenkonsumräumen. Derzeit werden nur etwa 50 Prozent der opioidabhängigen Menschen substituiert, wir müssen auch für die anderen 50 Prozent Möglichkeiten zur Substitution schaffen. Es ist unerlässlich, dass auch Menschen ohne Krankenversicherung eine medizinische Versorgung erhalten, einschließlich einer Substitutionsbehandlung.

Ein weiterer Schritt zur Förderung der Gesundheit und Sicherheit ist die Möglichkeit zum DrugChecking in Drogenkonsumräumen. In den letzten 20 Jahren wurde das Angebot von Konsumräumen und niedrigschwelligen Anlaufstellen in Berlin kontinuierlich erweitert, auch hier am Kottbusser Tor. 2003 erhielt das erste Konsumraumangebot in Berlin die Betriebserlaubnis, mit der das mobile Angebot von Fixpunkt seine Arbeit aufnehmen konnte. Wir freuen uns, dass nach langjährigen Diskussionen endlich neue Türen geöffnet wurden, insbesondere die Möglichkeit des DrugCheckings in Berlin.

Mit Blick auf den Haushaltsplan 2024/2025 der neuen Berliner Koalition, der noch nicht im Detail bekannt ist, zeichnet sich jedoch ab, dass es zu Sparmaßnahmen kommen wird. Dies betrifft auch die Hilfen, für die Menschen keine gesetzlich verankerten Ansprüche auf Leistungen geltend machen können.

Diese Einsparungen würden die Ärmsten unserer Gesellschaft betreffen und folglich das Leben von drogenkonsumierenden Menschen gefährden sowie Ausgrenzung und Diskriminierung begünstigen könnten.

Deshalb möchten wir nachdrücklich betonen: Hände weg von der Suchthilfe! Eine fehlende Sicherstellung der Angebote für drogenkonsumierende Menschen verschärft nicht nur die gesundheitlicher Risiken von drogengebrauchenden Menschen sondern befördert Ausgrenzung und Diskriminierung. Das wäre das Gegenteil einer ausgewogenen Gesundheitspolitik, die Leben rettet!

Stattdessen fordern wir die Berliner Politik auf, nicht bei den Ärmsten der Gesellschaft, nicht bei der Sucht- und Drogenhilfe zu sparen. Solche Einsparungen könnten Leben gefährden und das Stigma gegenüber drogenkonsumierenden Menschen vergrößern.

Wir appellieren an die Verantwortlichen in der Gesundheitspolitik Berlins, gemeinsam mit uns Strategien zu entwickeln, um die Sucht- und Drogenhilfe zu intensivieren, weiter zu verbessern und verstärkt in Prävention zu investieren. Zusammen können wir eine Gesundheitspolitik gestalten, die Leben rettet!“

Kontakt

Heike Drees
Referentin Suchthilfe/ Gesundheit/ HIV, Aids
Telefon: 030 86 001-168
E-Mail: drees[at]paritaet-berlin.de

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