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  • Organisation Offener Brief von queer@school (Jugendnetzwerk Lambda Berlin-Brandenburg), Queer History Month und QUEERFORMAT- Fachstelle Queere Bildung
  • Art Meldungen
  • Veröffentlichungsdatum 21.09.2023

Geplante Kürzungen im Haushaltsentwurf gefährden die queere Bildung und Gewaltprävention in Berlin!

Offener Brief von queer@school (Jugendnetzwerk Lambda Berlin-Brandenburg), Queer History Month und QUEERFORMAT- Fachstelle Queere Bildung

Die Logos der Vereine sind auf dem Kopf des Dokuments abgebildet
Screenshot offener Brief © queer@school (Jugendnetzwerk Lambda Berlin-Brandenburg); Queer History Month; QUEERFORMAT- Fachstelle Queere Bildung

Wir von queer@school, dem Queer History Month und QUEERFORMAT schließen uns dem offenen Brief von BIG e.V. vom 25.08.2023 an und wollen darauf aufmerksam machen, dass diskriminierungssensible, intersektionale, queere und präventive Bildung akut bedroht wird. Der Haushaltsentwurf 2024/2025 der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie sieht im Einzelplan 10 (Titel 68569, Fkt 129) für beide Jahre drastische Kürzungen und Streichungen der Zuwendungen für insbesondere queere Bildungs-, Beratungs- und Präventionsprojekte vor. Diese Kürzungen betreffen auch unsere Projekte. Sie würden die Qualität unserer Arbeit massiv beeinträchtigen. Unser Ziel, die Lücke in der schulischen Vermittlungsarbeit durch außerschulische Bildungsangebote zu schließen, rückt damit in weite Ferne.

Von den Kürzungen sind vor allem queere Projekte betroffen. Dazu zählen:

  • Projekte der Initiative geschlechtliche und sexuelle Vielfalt (IGSV) -Teilansatz 17
    • queer@school
    • Queer History Month
    • Kompetenzstelle i-PÄD
  • BIG Prävention (Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen, BIG e. V.) - Teilansatz 1
  • QUEERFORMAT Fachstelle Queere Bildung -Teilansatz 21
  • Queerleben/inter*trans*Beratung für Jugendliche -Teilansatz 37
  • Die Förderung für YouthWork. Berliner Aidshilfe, BiKo Berlin und der Kompetenzstelle intersektionale Pädagogik soll zudem komplett gestrichen werden (Teilansätze 46, 47 und 48).

Für uns sind die geplanten Kürzungen nicht nachvollziehbar, da im Koalitionsvertrag der CDU und SPD noch eine Stärkung und Weiterentwicklung queerer Bildungsprojekte geplant wurde:

"Die Koalition wird die Weiterentwicklung der Initiative "Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt" (IGSV) unter Beteiligung der LSBT/Q*­Communitys im Jahr 2023 abschließen und anschließend finanziell stärken. Struktur- und Projektförderungen sollen stärker intersektionale Aspekte berücksichtigen[ ... ] Präventions-, Beratungs- und Antigewaltarbeit zum Schutz queerer Personen [werden] ausgebaut" (5.20 des Koalitionsvertrages von CDU/SPD 2023-2026)

"Die Koalition setzt sich ebenso für Diversity- und Queerkompetenzen in allen pädagogischen Berufen ein. Die Koalition erhält die Fachstellen für queere und intersektionale Bildung." (S. 43, ebd.)

Vor dem Hintergrund gestiegener queerfeindlicher Gewalt (bereits im August haben die Zahlen queerfeindlicher Gewalt das Vorjahresniveau erreicht - siehe Tagesspiegel vom 31.08.2023) ist unsere Arbeit umso wichtiger, da wir als außerschulische Projekte einen einzigartigen geschützten Raum schaffen, in welchem Kinder, Jugendliche und Pädagog*innen Fragen stellen, Vorurteile abklopfen, in den Austausch gehen und wertvolle demokratiebildende Werkzeuge erlernen können.

Die Nachfrage von Schulen, vor allem bei Queer- und Vielfalt-AGs sowie außerschulischen Einrichtungen, wie queeren Jugendeinrichtungen, wächst dabei stetig. Im Berliner Rahmenlehrplan (Teil B - Fachübergreifende Komptetenzentwicklung) sind darüber hinaus Bildung zur Akzeptanz für Vielfalt (Diversity), Gewaltprävention, Gleichstellung und Gleichberechtigung der Geschlechter, Sexualerziehung/Bildung für sexuelle Selbstbestimmung vorgesehen. Lehrpersonen wissen es zu schätzen, dass wir genau diese Kompetenzen vermitteln und so erreichen uns alle oft viel mehr Anfragen als wir bearbeiten können. Die hohe Nachfrage nach unseren Bildungsangeboten kann jetzt schon bereits kaum gedeckt werden. Beispielsweise kann queer@school von circa 200 Anfragen im Jahr gerade mal 20 bis 25 Workshops in die Tat umsetzen, da das Projekt auf ehrenamtliches Engagement angewiesen ist. Es braucht eine Stärkung unserer Strukteren, anstatt die bereits prekäre Lage der Projekte durch finanzielle Kürzungen noch mehr zu verschärfen.

Laut der neuesten Maneo Studie sind die Täter*innen, die queere Gewalt ausüben, vor allem junge und minderjährige deutsche Männer und Jungen. Unsere Projekte setzen genau hier an: Wir gehen in den Austausch mit jungen Menschen, sensibilisieren ihre Pädagog*innen, beraten und stärken die Betroffenen von Gewalt. Wir befähigen außerdem dazu, Diskriminierung und Gewalt überhaupt erst wahrzunehmen, zu verstehen und sich für Betroffene einzusetzen. Dazu gehört auch, die Lücke in der schulischen Vermittlungsarbeit zur queeren Geschichte Berlins durch außerschulische Bildungsangebote zu schließen. Aus der Geschichte lernen heißt, in die Zukunft zu investieren, um junge Menschen nicht nur in ihrer eigenen Identitätsfindung zu stärken, sondern ihnen menschenrechtsbasierte und demokratische Prinzipien einer offenen Gesellschaft zu vermitteln.


Wir fordern, dass wir die finanzielle Unterstützung erhalten, die es braucht, um weiterhin Aufklärung und Gewaltprävention an Berliner Schulen voranzutreiben!

Wir fordern, dass CDU und SPD nicht nur von einer „Regenbogenhauptstadt" sprechen, sondern die Projekte, die sie zu dieser machen, angemessen unterstützen!

Wir fordern, dass die Versprechen des Koalitionsvertrages eingehalten werden: Stärkung und Weiterentwicklung queerer Projekte statt Kürzungen!

 


queer@school (Jugendnetzwerk Lambda Berlin-Brandenburg)
Queer History Month
QUEERFORMAT- Fachstelle Queere Bildung

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