In Kita und Schule Demokratie lernen
Der Landesverband der Kita- und Schulfördervereine Berlin-Brandenburg e.V. (lsfb) und die Stiftung Bildung unterstützen gemeinsam Kita- und Schulfördervereine, die Demokratiebildung in Kitas und Schulen voranbringen. Ein Interview mit Dr. Claudia Nickel, Geschäftsführerin des lsfb, und Youssef Laalami Ouali, Referent für Netzwerkarbeit bei der Stiftung Bildung.
Welche Rolle spielen Kita- und Schulfördervereine für die Demokratiebildung?
Dr. Claudia Nickel: Kita- und Schulfördervereine bieten Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen. In den Vereinen wird demokratische Teilhabe gelebt. Erziehungsberechtigte und pädagogische Fachkräfte arbeiten gemeinsam daran, die Bildungseinrichtungen direkt vor Ort zu unterstützen. Ein Beispiel ist das Kinderparlament in Kitas, in dem schon die Jüngsten lernen, ihre Meinungen zu äußern und Entscheidungen mitzugestalten. Solche Erfahrungen prägen das Demokratieverständnis von Anfang an.
Wie trägt die Stiftung Bildung zur Demokratieförderung bei Kindern und Jugendlichen bei?
Youssef Laalami Ouali: Wir fördern Initiativen und Projekte an Kitas und Schulen, die Kinder und Jugendliche beteiligen und sie so ihre Selbstwirksamkeit erfahren lassen. Mit unserem Förderpreis „Verein(t) für gute Kita und Schule“, der dieses Jahr das Motto „Demokratie gestalten – Frieden und Freiheit l(i)eben“ hat, zeichnen wir Projekte aus, die sich aktiv für Demokratiebildung einsetzen, indem sie Mut und Zivilcourage, Toleranz und Vielfalt stärken und Schüler*innen und Kindergartenkinder dazu ermutigen, unsere Gesellschaft mitzugestalten.
Welche Projekte hat die Stiftung Bildung in der letzten Zeit unterstützt?
Youssef Laalami Ouali: Ein sehr innovatives Beispiel ist das Projekt „Schüler:innenHaushalt“ am Ulrich-von-Hutten-Gymnasium in Berlin, das Kinder und Jugendliche dazu befähigt, eigenständig Entscheidungen über die Verwendung von Geldern zu treffen und so demokratische Prozesse zu verstehen und praktisch anzuwenden.
Ein weiteres tolles Beispiel kommt aus der Kita Rohrbecker Weg in Falkensee. Dort bestimmen die Kinder ihren Kita-Alltag mit, indem sie ihre Fragen, Sorgen oder Wünsche in einer Kinderkonferenz einbringen. Sie diskutieren die für sie wichtigen Themen und entwickeln gemeinsam neue Ideen.
Welche Herausforderungen sehen Sie in der Demokratieförderung im Bildungsbereich?
Dr. Claudia Nickel: Eine der größten Herausforderungen ist, dass die Strukturen zur Unterstützung der Fördervereine finanziell nicht ausreichend gesichert sind. Wir empfehlen daher die Unterstützung hauptamtlicher Strukturen in den Landesverbänden der Kita- und Schulfördervereine, um das Ehrenamt im Bildungsbereich nachhaltig zu stärken. Gerade in der dynamischen Bildungslandschaft, die sich permanent verändert, brauchen wir stabile und verlässliche Strukturen.
Youssef Laalami Ouali: Die Zivilgesellschaft leistet mit ihrem ehrenamtlichen Engagement einen großartigen Beitrag für unsere Demokratie. Diesen Einsatz gilt es zu stärken und auszubauen, durch Anerkennung, Unterstützung und die Bereitstellung finanzieller Mittel.
Der lsfb feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Wie hat sich der Verband in dieser Zeit entwickelt?
Dr. Claudia Nickel: Der lsfb wurde 2004 von Ehrenamtlichen gegründet, mit dem Ziel, das zivilgesellschaftliche Engagement im Bildungsbereich zu stärken. Bis 2017 haben wir rein ehrenamtlich gearbeitet. Heute sind wir fünf hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, unterstützt von rund 20 Ehrenamtlichen. In den letzten Jahren konnten wir Fördervereine in ihrer Gründung und Professionalisierung maßgeblich unterstützen. Jedes Jahr kommen neue Fördervereine hinzu – allein 2023 waren es 51 neue Mitgliedsvereine.
Wie unterstützt der lsfb die Ehrenamtlichen in den Kita- und Schulfördervereinen?
Dr. Claudia Nickel: Wir unterstützen bei der Vereinsgründung und bieten zahlreiche Schulungen und Seminare an, um die Arbeit in den Fördervereinen zu professionalisieren. Ehrenamtliche lernen, wie sie Fördermittel beantragen oder Fundraising betreiben. Durch regionale Veranstaltungen vernetzen wir die Engagierten, damit sie sich austauschen und voneinander lernen können. Das Wichtigste ist, dass wir die Ehrenamtlichen ermutigen, so dass sie erleben können, welche Wirkung ihr Engagement entfaltet, und dass es einen Unterschied macht.