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  • Veröffentlichungsdatum 05.03.2025

Erinnern und Lernen

© Volkssolidarität

Anlässlich des Holocaust-Gedenktages fanden wichtige Momente des Erinnerns im Verbund der Volkssolidarität Berlin statt. Sowohl die Auszubildenden des Paritätischen Seniorenwohnens als auch die Schüler:innen der Klingenberg-Oberschule widmeten sich der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus. Beide Veranstaltungen belegen die Bedeutung der aktiven Auseinandersetzung mit der Vergangenheit für eine offene und demokratische Gesellschaft.

Auszubildende des Paritätischen Seniorenwohnens gedenken Dr. Victor Aronstein

Die Auszubildenden des Paritätischen Seniorenwohnens setzten sich im Zuge des Gedenktages intensiv mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinander. Im Zentrum des Austauschs stand die Biografie des jüdischen Arztes Dr. Victor Aronstein, nach dem eine der fünf Einrichtungen des Paritätischen Seniorenwohnens benannt ist. Aronstein wurde, wie zahllose Menschen vom NS-Regime verfolgt. Seine Geschichte steht stellvertretend für viele tragische Schicksale. Dr. Victor Aronstein war ein angesehener Mediziner, der in Berlin-Lichtenberg praktizierte. Als Jude wurde er entrechtet, ausgegrenzt und schließlich deportiert und ermordet. Seine Praxis in der Werneuchener Straße 3 war einst ein Ort der Heilung – heute erinnert eine Gedenktafel an sein Wirken. Nach der intensiven Auseinandersetzung mit seinem Leben besuchten die Auszubildenden die Gedenktafel vor der ehemaligen Praxis und legten Blumen nieder. Anschließend führte ihr Weg zum Stolperstein in der Zimmerstraße 48b nach Mitte, dem letzten dokumentierten Wohnort Aronsteins. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit hatte für die Teilnehmenden eine besondere Bedeutung. Sie zeigt, wie wichtig es ist, Erinnerung wachzuhalten und aus der Geschichte zu lernen. Das Paritätische Seniorenwohnen setzt mit diesem Gedenken ein Zeichen gegen das Vergessen und für eine offene, demokratische Gesellschaft.

Die intensive Beschäftigung mit Dr. Victor Aronsteins Leben ist nur eines von vielen Beispielen, wie die Jugend die Geschichte aufarbeitet. Derweil teilten Schüler:innen der Klingenberg-Oberschule im Pflegeheim „Haus Abendsonne“ prägende Erlebnisse mit Susana N., die von ihrer Flucht und den Schrecken des Holocaust berichtet. Die persönliche Art der Auseinandersetzung bringen die Geschichte nicht nur in den Unterricht, sondern direkt in das Leben der Jugendlichen.

Schüler:innen im Gespräch mit Holocaust-Überlebender

Im Pflegeheim „Haus Abendsonne“ des Altenzentrums „Erfülltes Leben“ trafen die Schüler:innen der Klasse 9e der Klingenberg-Oberschule auf die Holocaust-Überlebende Susana N.. Die heute 93-Jährige war 2022 von der Jewish Claims Conference aus der Ukraine evakuiert worden und lebt seither im Haus Abendsonne. Susana N. erzählte von ihrer Kindheit nahe Kiew und der dramatischen Flucht mit ihrer Familie vor der deutschen Besatzung 1941. Über den Kaukasus gelangte sie nach Kasachstan, es waren Jahre voller Hunger, Enge und ohne sichere Zukunft. Nach dem Rückzug der deutschen Truppen kehrte sie 1943 in eine zerstörte Heimat zurück. Viele jüdische Familienangehörige waren ermordet worden, der Neuanfang war hart, auch weil Juden in der Sowjetunion weiterhin benachteiligt wurden.

Die Schüler:innen stellten viele Fragen, unter anderem, ob sie den Deutschen verzeihen konnte. Susana N. betonte, dass sie Versöhnung gefunden habe, besonders angesichts der großen Hilfsbereitschaft während des Krieges 2022. Die Frage nach dem russischen Angriffskrieg bewegte sie tief – niemals hätte sie gedacht, im hohen Alter erneut vertrieben zu werden, diesmal durch die einstigen Befreier. Die emotionale Begegnung beeindruckte die Jugendlichen nachhaltig. Am Ende gab es langen Applaus für die Zeitzeugin und ein gemeinsames Erinnerungsfoto.

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