Partner für soziale Arbeit

Aktuelles

  • Schlagwort Aus dem Verband
  • Art Meldungen
  • Veröffentlichungsdatum 02.04.2025

Berliner Wohlfahrtsverbände sehen wachsende Not, aber schrumpfende Hilfe: Berlin muss die Wohnungsnotfallhilfe jetzt stärken

Die Kältehilfe schützt jedes Jahr Menschen vor dem Erfrieren. Bis Mitte April dieses Jahres stehen noch gut 1.000 Plätze zur Verfügung, ab Mai können die wohnungslosen Menschen nur noch einen der 458 ganzjährigen Plätze aufsuchen. Für die anderen bedeutet das, ab Mai in die Wohnungslosigkeit geschickt zu werden und damit wieder verstärkt den Gefahren der Obdachlosigkeit ausgesetzt zu sein.

Doch die Situation in der Kältehilfe ist nur Teil eines deutlich größeren Problems: Wohnungslosigkeit entsteht unabhängig von Jahreszeiten. Immer mehr Menschen in Berlin können die Herausforderungen auf dem örtlichen Wohnungsmarkt nicht mehr eigenständig lösen. Die Zahl der Menschen in der ordnungsrechtlichen Unterbringung (ASOG-Unterkunft) steigt ebenso wie die Verweildauer in den Unterkünften.

Ohne nachhaltige Perspektiven bleibt das Problem ungelöst. Die Berliner Wohlfahrtsverbände fordern daher verstärkte Anstrengungen für das Ziel, Wohnungslosigkeit bis 2030 zu beenden: Die angespannte Haushaltslage darf nicht dazu führen, dass das bestehende Hilfsangebot gefährdet wird. Ein bedarfsgerechter und zielgruppenspezifischer Ausbau der Angebote der Wohnungsnotfallhilfe ist dringend notwendig.

Oliver Bürgel, Federführer der LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Berlin, Geschäftsführer AWO Landesverband Berlin:

„Wenn wir die Entwicklungen der Wohnungsnotfallhilfe der letzten Jahre betrachten, zeigt sich deutlich: Zwar unterstützen wir immer mehr Menschen in der Kältehilfe, Notunterkünften, der 24/7-Notunterkunft sowie den ASOG-Unterkünften - doch dabei handelt es sich vor allem um reine Unterbringung. Die Persönlichen Hilfen nach §§ 67 ff. SGB XII, die Menschen gezielt in eigenen Wohnraum und in eine nachhaltige Lebensperspektive führen, sind jedoch seit Jahren rückläufig. Hierbei handelt es sich um einen individuellen Rechtsanspruch auf eine entgeltfinanzierte Leistung. Politik sollte nicht über die Einschränkung dieser wichtigen Leistungen nachdenken, sondern muss dringend ihren Ausbau und ihre qualitative Weiterentwicklung vorantreiben – denn der Bedarf ist zweifellos vorhanden.“

Prof. Dr. Susanne Gerull, Professorin für Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit an der Alice Salomon Hochschule Berlin:

„Mehr als 47.000 Menschen lebten im Januar 2024 in Berliner ordnungsrechtlichen Unterkünften. Diese entsprechen nicht immer den menschenrechtlichen Standards und schaffen für die dort zum Teil schon jahrelang lebenden Menschen keine Perspektiven auf ein gelingenderes Leben. Unsere „ASOG-Studie“ hat gezeigt, dass die gesamte Wohnungsnotfallhilfe auf den Prüfstand gehört, wenn die Politik es ernst meint mit ihrem Ziel, Wohnungslosigkeit bis 2030 zu überwinden.“

Cansel Kiziltepe, Senatorin für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung:

„Die Überwindung von Wohnungs- und Obdachlosigkeit ist eine der großen sozial- und wohnungspolitischen Herausforderungen der kommenden Jahre. Das wird uns nur gelingen, wenn alle beteiligten Akteure eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Die freie Wohlfahrtspflege spielt hierbei eine wichtige Rolle. Sie garantiert eine Vielzahl von sozialen Dienstleistungen und Unterstützungsangeboten der Wohnungsnotfallhilfe. Die LIGA ist ein unersetzbarer Partner des Senats – es besteht ein enger Austausch und eine gute Zusammenarbeit.“

Lukas Lindner, Einrichtungsleitung, Wohnheim Nostizstraße, Neue Chance gGmbH:

„Es gibt nur wenige spezialisierte Unterkünfte wie unsere, in der die Menschen nicht nur ein Dach über dem Kopf erhalten, sondern von einem multiprofessionellen Team suchtakzeptierend betreut werden. Wer möchte, kann bis ans Lebensende bleiben und hospizlich betreut werden. Unsere Warteliste ist sehr lang.“

Hintergrund

LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege

In der LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege haben sich in Berlin der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Landesverband Berlin (Federführung 2025/2026), die Diakonie BerlinBrandenburg-schlesische Oberlausitz, der Caritasverband für das Erzbistum Berlin, der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband Landesverband Berlin, der DRK Landesverband Berliner Rotes Kreuz sowie die Jüdische Gemeinde zu Berlin zusammengeschlossen. In den sozialen Einrichtungen, Diensten und Projekten der LIGA sind in Berlin rund 107.000 hauptamtliche und etwa 53.000 ehrenamtliche Mitarbeitende tätig. Rund 150.000 Menschen sind zusätzlich persönliche Mitglieder in den Verbänden der LIGA Berlin, die wiederum ca. 1.200 Initiativen und Träger vertreten.

Kontakt
Saskia Krumbholz
Mitarbeiterin Kommunikation
LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Berlin (LIGA Berlin)

Arbeiterwohlfahrt Landesverband Berlin e.V.
Hallesches Ufer 30 A, Innenhof | 10963 Berlin
Telefon: +49 30 / 25 389 – 277
Mobil: +49 160 / 95 077 550
E-Mail: saskia.krumbholz@awoberlin.de