Partner für soziale Arbeit

Aktuelles

  • Schlagwort Aus dem Verband
  • Art Meldungen
  • Veröffentlichungsdatum 13.11.2024

Berlin braucht mehr Trägerwohnraum: Studie deckt dringenden Handlungsbedarf auf

Die neue Studie „Wohnraum in Not“ im Auftrag des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Berlin beleuchtet den Mangel an Trägerwohnungen und fordert gesetzliche Regelungen, um Berlins soziale Durchmischung zu sichern.

In Berlin wird der Mangel an bezahlbarem Wohnraum immer akuter – betroffen sind auch soziale Organisationen, die Wohnungen für unterstützungsbedürftige Menschen anmieten. Die neue Studie „Wohnraum in Not“, vorgestellt im Werkstattgespräch „Berlin 2040: Soziale Wohnraumversorgung“, verdeutlicht die kritische Lage: Soziale Organisationen konkurrieren direkt mit anderen Wohnungssuchenden auf dem freien Markt – oft mit geringen Erfolgsaussichten.
Steigender Bedarf und knappe Verfügbarkeit

„In welcher Stadt wollen wir künftig leben?“ Mit dieser Frage eröffnete Prof. Dr. Gabriele Schlimper, Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Berlin, das Gespräch und betonte die Bedeutung von Trägerwohnraum für die soziale Vielfalt Berlins. Daniela Radlbeck, Co-Autorin der Studie und Referentin für Wohnungsnotfallhilfe und Wohnungspolitik beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin, wies darauf hin, dass der Bedarf an Trägerwohnungen stark gestiegen ist. Über 90 % der befragten Organisationen meldeten einen steigenden Bedarf. Auch der Umstand, dass viele Betroffene keine bezahlbaren Alternativen finden und teils über Jahre in Trägerwohnungen bleiben, verschärft die Situation. Carsten Koziolek, Psychiatriekoordinator des Bezirks Mitte, ergänzte, dass die durchschnittliche Verweildauer in Trägerwohnungen in Mitte bei fünf Jahren liegt.

Soziale Vielfalt sichern
„Der Mangel an Trägerwohnraum vertreibt Menschen mit geringem Einkommen aus der Innenstadt,“ so Prof. Dr. Gabriele Schlimper. Diese Entwicklung widerspricht dem Leitbild der „sozialen Stadt“, das urbane Vielfalt fördern und als identitätsstiftendes Element für Berlin dienen soll. Henning Roser von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung betonte, dass der neue „Stadtentwicklungsplan Wohnen 2040“ bezahlbaren Wohnraum für alle Einkommensschichten vorsieht. „Innerhalb des S-Bahnrings sollen auch in Zukunft nicht nur die Reichen wohnen.“ Der insgesamte Neubaubedarf wird auf 272.000 Wohneinheiten beziffert, wobei der gemeinwohlorientierte Wohnungsbau im Fokus stehen soll. Um diese Vielfalt langfristig zu bewahren, braucht es dringend politische Maßnahmen und gezielte Förderung auch von Trägerwohnraum.

Politische Forderungen und innovative Ideen
Die Expertenrunde forderte klare gesetzliche Rahmenbedingungen, um sozialen Organisationen den Zugang zum Wohnungsmarkt zu erleichtern. Mario Hilgenfeld vom Verband der Berlin-Brandenburgischen Wohnungsunternehmen wies auf die gestiegenen Baukosten und die Gefahr von Förderkürzungen hin. Prof. Dr. Gabriele Schlimper betonte die Notwendigkeit gemeinsamer Anstrengungen und innovativer Lösungen, um die Situation zu verbessern.

Träger als verlässliche Partner
Eine Stärke sozialer Träger ist ihre Verlässlichkeit als Mieter und die mitgebrachte Betreuung. „Mit einem Träger gewinnen Sie die soziale Betreuung gleich mit“, erklärte Gunter Fleischmann von der Genius Wohnbau eG. Die Genossenschaft setzt Generalmietverträge für größere Wohneinheiten um, was langfristige Partnerschaften erleichtert. Für den Erwerb von Genossenschaftsanteilen durch soziale Träger warb auch Dr. Barbara König, Geschäftsführerin des Genossenschaftsforums e.V. Sie wies allerdings darauf hin, dass die Nachfrage nach Genossenschaftsanteilen doppelt so hoch sei wie der aktuelle Bestand. Auch sie setzt auf weitere Anreize für Neubau durch das Land Berlin. Frederik Schneider vom BFW Landesverband hob den Beitrag privater Vermieter hervor, die durch Zusammenarbeit mit sozialen Trägern die soziale Durchmischung in Berlin sichern möchten.

Fazit: Ein klarer Auftrag an die Politik
Zum Abschluss waren sich die Teilnehmenden einig: Es braucht dringend politische Unterstützung und verstärkten Austausch zwischen Sozialunternehmen, der Wohnungswirtschaft und der Politik. Christoph Keller, Bezirksstadtrat für Jugend, Familie und Gesundheit in Mitte, betonte: „Es müssen politische Entscheidungen getroffen werden, wir müssen Transparenz schaffen.“ Der Film „Berlin braucht Trägerwohnraum“ unterstrich die Dringlichkeit und gab Einblicke in das Leben der Betroffenen.

Kontakt beim Paritätischen Berlin

Daniela Radlbeck
Referentin Wohnungsnotfallhilfe und Wohnungspolitik
Telefon: 030 86 001-180
E-Mail: radlbeck[at]paritaet-berlin.de
Prof. Dr. Gabriele Schlimper
Geschäftsführerin
Telefon: 030 86 001-101
E-Mail: schlimper[at]paritaet-berlin.de

Aktuelles